Rund 40 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland wissen nach eigener Einschätzung kaum etwas über den Holocaust. Die Erinnerungskultur bröckelt, auch weil immer weniger Zeitzeugen von den NS-Verbrechen berichten können. Angesichts dieser schockierender Zahlen ist es umso wichtiger historische Erfahrungen für die Gegenwart zu nutzen.

Genau das haben 23 Schülerinnen und Schüler der Konrad-Adenauer-Schule getan. Sie haben sich auf den weiten Weg gemacht, um das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz in Polen zu besichtigen. Doch diese Fahrt war nicht nur ein Erinnerungs- sondern noch stärker ein Erkenntnisprojekt. Die Erinnerung daran, was Rassenwahn, Hass und Menschenfeindlichkeit anrichten können, führte bei den Adenauerschülern zu der Erkenntnis, dass jeder Einzelne in der Gesellschaft die Aufgabe hat, sich entschieden dagegenzustellen.

Die Besichtigung begann schließlich im Stammlager Auschwitz I. Es war sehr still, als die Schüler durch den berühmten Torbogen mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ hindurchgingen.

Die jungen Besucher reagierten betroffen angesichts der verschiedensten Ausstellungsexponate – Massen von Haaren der ermordeten Opfer, Brillen, Töpfen, Prothesen, Koffern, die von den Nazis systematisch gesammelt und aufbewahrt wurden.

Im Block 11 besichtigten die Schüler die Stehzellen und die „Todeswand“ im dortigen Hof, vor der Tausende der Deportierten erschossen wurden.

Anschließend wurden die Jugendlichen mit dem ungeheuren Ausmaß des Lagers in Auschwitz – Birkenau konfrontiert. In dem Vernichtungslager wurden mehr als 1,1 Millionen Menschen umgebracht. Die Besichtigung einer Baracke löste schieres Entsetzen bei den Schülern aus. 400-700 Menschen wurden auf primitivste Art und Weise in nur einer Baracke untergebracht. Waschmöglichkeiten und Toiletten gab es in den Baracken oft gar nicht oder nur teilweise. Die Schlafpritschen der Gefangenen waren häufig mit Kot verschmutzt, weil viele Häftlinge an Hungerdurchfall litten.

Auch im kommenden Jahr will Politiklehrer Stefan Metzler, der die Fahrt vorbereitet und durchgeführt hat, an der Konrad-Adenauer-Schule einen Wahlpflichtkurs zu diesem Thema sowie die Studienfahrt nach Auschwitz anbieten.